Wir laden herzlichst zur Einzelausstellung „double take“ von Timotheus Tomicek ein.
Eröffnung am 16.05.2018 um 19 Uhr.
Ausstellungsdauer: 17.05. – 30.06.2018
Der Anfang ist schwarz, weiß und doppelt. Und doch einfach: es gibt nur den einen Eingang, für den wir uns entschieden haben. In jedem Entscheidungsfall eröffnet sich ein langer Raum. Sind wir links eingetreten, sehen wir vor uns diverse Objekte in lockerer Reihung und rechts einen weißen Vorhang. Sind wir rechts eingetreten, sehen wir vor uns diverse Objekte in lockerer Reihung und links einen weißen Vorhang.
Mehr darf hier nicht verraten werden. Höchstens noch, dass am Ende alles weiß ist – links, rechts, mittig. Und da Weiß die hellste aller Farben und, obwohl „unbunt“, ein Gemisch aus Einzelfarben ist, darf spekuliert werden, dass zwischen dem Schwarzweiß des Anfangs und dem weißen Licht des Endes noch mehr sein könnte außer dem, was wir auf den ersten Blick wahrnehmen.
Die Installation „double take“ rechnet nicht zwingend mit dem zweiten – den ersten etwa relativierenden – Blick auf dieses oder jenes hier oder dort positionierte Objekt. Der entscheidendere zweite Blick ergibt sich beim Durchschreiten des Raums als ein Blick hinüber vom Objekt auf und durch den Vorhang. Erst dort mag der klassische „double take“-Effekt eintreten, sich fragend nämlich, ob das, was im transluziden Weiß des Vorhangs sich wie blindgespiegelt zeigt, ident ist mit dem zuvor erblickten Objekt hinter uns. Was von diesem einen Raum-Segment aus aber nicht verifizierbar ist: zu viel Unschärfe bereitet das die eine von der anderen Raumseite trennende Medium.
Hilft uns die nahe dem weißen Ende aufgestellte Leiter, die Grenze zwischen hier und dort zwecks besserer Erkenntnis zu überwinden? Um etwa bestimmen zu können, ob ein Ei, auch wenn es dem anderen gleicht, ident ist mit jenem? Wir könnten diese Grenze zwar überschreiten, wären dann aber auch nur wieder an einem Ort jenseits des anderen.
Timotheus Tomiceks Installation lässt sich am besten wohl im Sinne von Deleuze/Guattari durchschreiten, indem deren „Leser“ in die Rolle ihrer Betrachter/innen schlüpfen. Die Autoren schreiben: „Wir bedienen uns eines Dualismus der Modelle nur, um einen Prozeß zu erreichen, der jedes Modell zurückweist. Es ist Sache des Lesers, über korrigierende Denkweisen zu verfügen, um die Dualismen aufzulösen, die wir im Übrigen nicht setzen wollten, durch die wir lediglich hindurchgehen. Es liegt beim Leser, zu der magischen Formel zu gelangen, die wir alle suchen: PLURALISMUS = MONISMUS, und dabei durch alle Dualismen hindurchzugehen; sie sind der Feind, der absolut notwendig ist; das Mobiliar, das wir pausenlos verschieben.“ (Gilles Deleuze, Felix Guattari, Rhizom, Berlin: Merve 1977, S. 33f.)
Im Übrigen ist das Weiß in „double take“ nicht dessen Ende, es markiert nur das Ende seines ersten Durchgangs, das den Anfang des nächsten bildet.
(Text Lucas Gehrmann)
Eine ausführliche Ausstellungskritik von Carlos Kong (Critic in Residence 2018) kann hier nachgelesen werden.
Eröffnungsfotos (c) eSeL.at - Joanna Pianka