„Hi, I'm Pablo Chiereghin, I come from Adria" – Diese persönliche Anrede steht programmatisch sowohl als Titel, als auch als Einführung zu Beginn der Ausstellung. Denn in seiner ersten Einzelausstellung in Wien plaudert Pablo Chiereghin aus dem Nähkästchen und präsentiert ebendort vordergründig privat Erscheinendes. Der performative Charakter des die Ausstellung eröffnenden Satzes soll den Besucher gleich in seinen Bann ziehen, ihn zur Kumpelei überreden - eine perlokutionäre Absicht, die den üblichen Ausstellungskonventionen gegenübersteht.
Zentraler Ausgangspunkt für den Rest der Ausstellung sind zwei Texte in Kombination mit einer Postkarte und einem Familienbild.
Unaufgefordert erzählt Pablo Chiereghin von der Herkunft seines Namens (All the times that I told the story of my name) und auch vom Ort seiner Herkunft (All the times that I told the story of my place) wird ausführlich berichtet. Bewusstseinsstrom der eigenen Vergangenheit, Wiedergabe wiederholter zwischenmenschlicher Aktionen. Der Betrachter erfährt Dinge, die er vielleicht gar nicht wissen wollte, erhält so einen imaginären Vorteil gegenüber dem Künstler, der wenn man will das Gegenüber der Gesprächssituation darstellt. Autobiographische Elemente - normal und doch außergewöhnlich – zeigen, wie der Künstler der Öffentlichkeit seine Perspektive präsentiert und stellen weniger einen Versuch eines Selbstporträts dar.
Durch eine Reihe von Werken entfaltet und verfeinert Pablo Chiereghin seine Berichte an das Publikum und ermöglicht Einblicke in seine Welt, Vorstellungen und Ideale. Das Triptychon Man and his Destiny veranschaulicht das persönliche Konzept des Künstlers über den Zufall, der dabei in den Schautafeln ironisch gebrochen wird. In The Worst Portraits of my Girlfriend erlaubt ihm seine Freundin, den Aspekt des Alltags auf nicht gerade vorteilhafte Weise zur Schau zu stellen. Instructions präsentiert das endgültige Statement durch das offizielle Testament des Künstlers, das zu diesem Zweck erstellt und notariell beglaubigt wurde.
Die Serien Picture of a Lie und Birthday Suit zeigen, dass Pablo Chiereghin von der Fotografie und vom Porträt seinen Ausgang nimmt. In beiden Serien ist nicht das zu Sehende das Porträtierte, sondern das Setting, der Versuch etwas einzufangen, das sich außerhalb des Bildraumes befindet.
Abgerundet wird die intime Schau durch Fundstücke, kleine im Alltag entdeckte Details und Aktionen, die unter ihrer Oberfläche die Weltanschauung und die Erfahrungen des Künstlers berühren.
(Manfred Wiplinger)
www.pablochiereghin.com
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